19. September 2023
LEVs: 9 Nachteile von elektrischen Leichtfahrzeugen und wie sie überwunden werden können!
Obwohl elektrische Leichtfahrzeuge (LEV) zahlreiche Vorteile gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen haben, gibt es auch einige Nachteile, die berücksichtigt werden müssen. Einige davon wollen wir in diesem Artikel besprechen und dabei auch Lösungsansätze aufzeigen, die dazu beitragen können, aktuelle Hürden in der Nutzung von Leichtfahrzeugen zu überwinden.
1) Eingeschränkte Reichweite elektrischer Leichtfahrzeuge
Die meisten LEVs haben aufgrund der begrenzten Kapazität ihrer Batterien eine limitierte Reichweite. Diese liegt in der Regel zwischen 70 km und 110-120 km (z.B. ARI 902).
Ausgedehnte Touren sind daher eher nichts für die strombetriebenen Leichtgewichte. Wer also täglich weite Strecken zurücklegt oder mit dem Auto quer durch die Welt fahren möchte, sollte sich für ein anderes Fahrzeug entscheiden.
Lösungsansatz:
- Eigenes Fahrprofil abschätzen
Bei der Entscheidung für oder gegen ein Leichtfahrzeug ist es hilfreich, vorab das eigene Fahrverhalten und die persönlichen Ansprüche an Mobilität zu reflektieren. Denn da ganze 98 Prozent aller alltäglichen Strecken kürzer sind als 100 km, ist die Reichweite eines LEVs für viele Nutzer absolut ausreichend. Oft bietet sie sogar das Drei-bis Vierfache dessen, was tatsächlich gebraucht wird.
So liegt etwa der durchschnittliche Tagespendelbereich bei ca. 31 km und beansprucht damit gerade einmal ⅓ bis ¼ dessen, was ein LEV (z.B. ARI 902 mit 110 km Reichweite) an Reichweite bereitstellt.
2) Lange Ladezeiten elektrischer Leichtfahrzeuge
Im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen haben LEVs längere Ladezeiten. Einige Fahrzeuge benötigen mehrere Stunden, um vollständig aufgeladen zu werden. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, dieses “Problem” zu lösen bzw. damit umzugehen.
Lösungsansätze:
- Über Nacht aufladen
Eine ebenso effektive wie naheliegende Lösung ist, das Fahrzeug über Nacht aufzuladen. Während sich Fahrzeughalter und Fahrzeug vom Tagwerk ausruhen, kann der Akku in aller Ruhe aufgeladen werden. So sind am nächsten Morgen die Batterien bei allen wieder voll und es fallen keine lästigen Wartezeiten an.
- Schnellladeoption nutzen
Falls es mit dem Aufladen doch einmal richtig schnell gehen muss, weil noch ein wichtiger Termin ansteht und der Akku dringend frische Energie braucht, kann auf die Schnellladeoption zurückgegriffen werden. Dazu gegebenenfalls einfach den Typ 2-Adapter anschließen, Ladekabel einstecken und mit einer Schnellladesäule verbinden. Und in Kürze ist der Akku wieder fit!
- Optimale Ladebedingungen schaffen
Auch durch das Beachten von Tipps zum optimalen Aufladen eines Elektrofahrzeugs kann die Ladezeit deutlich verkürzt werden. So empfiehlt es sich beispielsweise, das Fahrzeug direkt nach dem Fahren aufzuladen, da der Akku dann noch warm und damit aufnahmebereiter ist.
Im Winter sollte das Fahrzeug möglichst in einer Garage geparkt und vor zu starkem Auskühlen bewahrt werden, da ein kalter Akku sich nur sehr langsam aufladen lässt. Alternativ kann das E-Mobil vorgeheizt werden, um den Akku auf das Laden vorzubereiten.
Zudem ist es vorteilhaft, erst bei niedrigem Akkustand zu laden. Denn die Ladegeschwindigkeit verhält sich umgekehrt proportional zum Ladestand. Je leerer also die Batterie eines Elektrofahrzeugs ist, desto schneller geht das Aufladen vonstatten.
Jetzt lesen: 10 Tipps zum optimalen Aufladen Ihres Elektrofahrzeugs!
3) Begrenzte Geschwindigkeit elektrischer Leichtfahrzeuge
Viele LEVs haben aufgrund ihrer geringen Größe und des geringen Gewichts eine begrenzte Geschwindigkeit. Einige Elektrofahrzeuge können beispielsweise nur eine maximale Geschwindigkeit von etwa 40-50 km/h erreichen, andere kommen maximal auf 100 km/h.
Dies ist allerdings insbesondere beim Einsatz im urbanen Raum und gewerblichen Berufsalltag nur selten ein tatsächlicher Nachteil. Vielmehr erweist sich die niedrigere Geschwindigkeit in vielerlei Hinsicht als vorteilhaft.
Vorteile begrenzter Geschwindigkeit:
- Verbesserte Energieeffizienz
Elektrische Leichtfahrzeuge sind bei niedrigeren Geschwindigkeiten zumeist besonders energieeffizient. Dies liegt daran, dass der Energieverbrauch stark von der Geschwindigkeit abhängt, und Elektromotoren ihre maximale Effizienz oft bei moderaten Geschwindigkeiten erreichen. Ein geringeres Tempo sorgt deshalb dafür, dass mit einer Akkuladung weitere Strecken zurückgelegt werden können.
- höhere Reichweite
Da eine niedrigere Geschwindigkeit den Energieverbrauch reduziert und somit den Akku schont, lassen sich damit höhere Reichweiten erzielen. Dies ist vor allem im Stop and Go des urbanen Raums von Vorteil, wo es weniger darauf ankommt, besonders schnell zu fahren, als vielmehr darauf, so energieeffizient wie möglich von A nach B nach C zu kommen und dabei nicht auf der Strecke zu bleiben.
- weniger (schwere) Unfälle
Niedrigere Geschwindigkeiten tragen außerdem zu einer erhöhten Sicherheit bei, insbesondere in dicht bevölkerten städtischen Gebieten. Denn durch langsameres Fahren können viele Unfälle vermieden werden. Sollte es dennoch zu einem Unfall kommen, so führen niedrigere Geschwindigkeiten in der Regel zumindest zu weniger schweren Verletzungen.
- geringere Betriebskosten
Da das Fahren mit moderaten Geschwindigkeiten die Effizienz des Elektromotors optimiert, wird weniger Energie verbraucht. Dies wiederum trägt dazu bei, dass das Elektrofahrzeug seltener geladen werden muss, was mit einer deutlichen Kostenersparnis einhergeht.
Jetzt lesen: Welche Vorteile haben LEVs bzw. elektrische Leichtfahrzeuge?
4) Hohe Anschaffungskosten elektrischer Leichtfahrzeuge
Einige LEVs können aufgrund ihrer neuen und innovativen Technologien höhere Anschaffungskosten haben als herkömmliche Fahrzeuge.
Lösungsansätze:
Einige Kommunen, Gemeinden und Länder bieten jedoch regionale Förderungen an und bezuschussen den Kauf eines elektrischen Leichtfahrzeugs.
Zudem können Halter eines Elektrofahrzeugs sich die CO2-Ersparnis Ihres Fahrzeugs zertifizieren lassen und als THG-Quote verkaufen. Damit lassen sich jährliche Erlöse von mehreren Hundert Euro erzielen, was den Kauf eines LEV lukrativer macht.
Außerdem sind die Betriebskosten für Elektrofahrzeuge oft deutlich niedriger als bei konventionellen Fahrzeugen. Dies liegt vor allem am niedrigen Energieverbrauch, dem kostengünstigen Laden mit Strom sowie dem geringeren Wartungsaufwand aufgrund der einfacheren Bauweise.
Einige Anbieter, so zum Beispiel ARI Motors, entwickeln zudem besonders einfache und damit ebenso wartungsarme wie kostengünstige Elektrofahrzeuge. Diese sind die ideale Wahl für pragmatisch orientierte Kunden, die eher ein “Werkzeug” als einen komfortablen Pkw suchen.
Jetzt lesen: Welche Förderung kann ich für mein ARI-Elektroauto in Deutschland erhalten?
5) Einschränkungen bei der Zuladung
LEVs haben aufgrund ihrer Größe und Kapazität oft Einschränkungen bei der Menge an Last, die sie transportieren können. Leichtfahrzeuge von ARI Motors verfügen - je nach Modell - über eine maximale Zuladung von 300 kg (ARI 345) bis 531 kg (ARI 458).
Lösungsansätze:
- Transportbedürfnisse realistisch einschätzen
Um das passende Modell auszuwählen, sollten die Transportbedürfnisse vorab realistisch betrachtet werden. Wie viel Nutzlast ist im Alltag zu bewegen? Sind wirklich 900 kg Zuladung nötig oder reicht vielleicht auch eine Nutzlast von 531 kg?
- Mehrere Fahrzeuge einsetzen
Eine Überlegung wert ist auch der Einsatz mehrerer elektrischer Leichtfahrzeuge, die gemeinsam eine ebenso hohe Zuladung schultern können wie ein großes Fahrzeug, ohne jedoch ebenso viel Platz und Energie in Anspruch zu nehmen wie dieses.
- Entwicklung leistungsstärkerer Motoren, effizienterer Batterien, leichterer Bauteile
Auch von Herstellerseite kann einiges dafür getan werden, die Zuladung von elektrischen Leichtfahrzeugen zu optimieren. Dies kann zum einen über die Verwendung leistungsstärkerer Motoren und effizientere Batterien geschehen und zum anderen durch den Einsatz leichtgewichtiger Materialien und Technologien. Denn das reduziert das Gesamtgewicht des Fahrzeugs und ermöglicht eine höhere Nutzlast.
6) Begrenzte Ladeinfrastruktur für elektrische Leichtfahrzeuge
Ungeachtet seiner globalen Führungsrolle in der Fahrzeugherstellung hinkt Deutschland beim Ausbau der Ladeinfrastruktur noch hinterher. So liegt die vehicle to point-rate (Fahrzeuge pro Ladesäule) in Deutschland bei 26 Autos pro Ladepunkt und damit deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 16 Fahrzeugen pro Ladepunkt.
Da allerdings 90 % aller deutschen Elektrofahrzeughalter auf öffentliche Ladesäulen angewiesen sind und mehr als 30 % von ihnen mehrmals wöchentlich eine Ladesäule aufsuchen, ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur ein wesentlicher Hebel zur Beförderung der E-Mobilität.
Lösungsansätze:
- Wallbox-Sharing
Eine Möglichkeit, dem Ladesäulen-Mangel ein Schnippchen zu schlagen, ist das sogenannte Wallbox-Sharing. Dieses beruht auf dem Prinzip: (M)eine Wallbox für alle! Wer eine Wallbox angeschafft hat, diese aber nicht permanent nutzt, kann diese gegen ein Entgelt mit anderen teilen und so die Wirtschaftlichkeit der Ladestation verbessern und zu einem dichteren Ladenetz beitragen.
Das Wallbox-Sharing wird von verschiedenen Internetportalen und Apps organisiert, mit deren Hilfe Elektroauto-Fahrer herausfinden können, wo sich die nächste öffentlich zugängliche Ladestation befindet.
Eine weitere Option, Ladeprobleme zu mindern, ist die Ausstattung des eigenen Leichtfahrzeugs mit einem Solardach. Dieses kann die Reichweite deutlich steigern und dazu beitragen, die Ladefrequenz zu verringern.
- Nutzen von Ladesäulen am Arbeitsort
Viele Arbeitgeber haben erkannt, dass das Bereitstellen von Ladesäulen am Arbeitsplatz die Mitarbeiterbindung fördert und ermöglichen ihren Angestellten das kostenlose Aufladen Ihres Elektrofahrzeugs während der Arbeitszeit.
7) Begrenzte Anzahl von Sitzplätzen in elektrischen Leichtfahrzeugen
Zunächst einmal gilt es, sich zu verdeutlichen, dass die durchschnittliche Auslastung von PKW schon seit Jahren bei 1,5 Personen verharrt. Das heißt, bei sehr vielen Fahrten bleibt ein Großteil der Plätze unbesetzt. Folglich gehen viele “normale” Autos an den realen Mobilitätsbedürfnissen ihrer Nutzer vorbei, da sie mehr Platz anbieten als nötig und dafür leider auch mehr Ressourcen, Energie und Kosten beanspruchen als notwendig wäre.
Lösungsansätze:
- eigene Mobilitätsansprüche kritisch überprüfen und realistisch einschätzen
Vor der Anschaffung eines Fahrzeugs empfiehlt es sich, gründlich darüber nachzudenken, wie und von wem es wie oft und wofür genutzt werden soll. Dies hilft dabei, die eigenen Ansprüche an Mobilität realistisch einzuschätzen und ein dazu passendes Fahrzeug zu wählen. Oft zeigt sich dann, dass ein kleines Leichtfahrzeug, wie z.B. der ARI 902, im Alltag genauso gute Dienste leisten würde wie ein konventioneller Kleinwagen oder PKW.
- LEV als Alternative zum klassischen Zweitwagen nutzen
Ist schon ein größeres Fahrzeug vorhanden, das ausreichend Platz für alle Familienmitglieder, Einkäufe und Gepäck bereithält, bietet es sich an, ein LEV als klimafreundliche Alternative zum klassischen Zweitwagen anzuschaffen.
8) Suboptimale Sicherheitsausstattung
Aufgrund fehlender Crashtest-Vorschriften und dem größenbedingten Mangel an Knautschzone können viele LEVs derzeit noch nicht mit dem Sicherheitsniveau konventioneller PKW mithalten.
Lösungsansätze:
- aktive Unfallvermeidung durch umsichtige Fahrweise
Als Fahrer eines LEV kann man selbst viel dazu beitragen, die eigene Sicherheit und die anderer Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Dazu zählt eine umsichtige und vorausschauende Fahrweise, welche das Risiko von Unfällen verringert.
Aber auch das Nutzen von Assistenzsystemen zur Unfallprävention kann dazu beitragen, die Insassensicherheit deutlich zu erhöhen. Denn diese machen rechtzeitig auf drohende Fahrfehler aufmerksam und helfen so, Unfälle zu vermeiden.
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9) Entsorgung alter Akkus von elektrischen Leichtfahrzeugen
Oft wird die Sorge geäußert, dass sich alte E-Auto-Akkus zu einem riesigen Akku-Abfallhaufen auftürmen und langfristig die Umwelt belasten könnten. Dem ist jedoch nicht so, denn es gibt inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, altersschwache Akkus weiterzuverwenden oder zu recyceln.
- Nutzung als Energiespeicher
Auch gebrauchte Akkus verfügen noch über einen Energiegehalt von 70 bis 80 % und gehören damit keineswegs direkt zum Abfall. Stattdessen fungieren sie oft als stationärer Energiespeicher, um beispielsweise die Notstromversorgung kritischer Infrastruktur sicherzustellen oder als Backup-Puffer die häusliche Stromversorgung zu gewährleisten.
- Recycling und Weiterverwendung
Erst wenn alten Akkus nach 10-12 Jahren Second-Life-Einsatz gänzlich die Puste ausgeht, werden sie recycelt, wertvolle enthaltene Rohstoffe herausgelöst und anschließend wiederverwendet.
Jetzt lesen: Recycling von Elektroauto-Akkus: Nachhaltig und ökonomisch
10) Nachteile von LEV sind relativ und überwindbar
Insgesamt sind viele Nachteile von LEV objektiv betrachtet eigentlich keine tatsächlichen Nachteile. Stattdessen handelt es sich eher um Eigenheiten, die sich aus der geringen Größe und dem niedrigen Gewicht ergeben. Die meisten davon lassen sich mit der richtigen Einstellung und den vorgeschlagenen Lösungsstrategien gut handeln und oft sogar in Vorteile verwandeln.
Jetzt lesen: Welche Vorteile haben LEVs bzw. elektrische Leichtfahrzeuge?