4. September 2023
Indien: Einer der weltweit am schnellsten wachsenden Märkte für kleine Elektrofahrzeuge!
Wer an Indien denkt, denkt auch an Rikschas. Kleine zwei- oder dreirädrige Gefährte, mit denen Passagiere und Gepäck wendig durchs Gewimmel kutschiert werden. Bis vor Kurzem waren das hauptsächlich dieselbetriebene kleine Stinker, die jede Menge Lärm und Abgase verursachten.
Doch es sieht ganz so aus, als ob es mit der Dominanz der Dieselrikschas bald vorbei sein könnte. Denn laut eines Artikels von Quarz ist Indien einer der am schnellsten wachsenden Märkte für kleine Elektrofahrzeuge weltweit.
Elektro-Rikschas: Kleine Stromer, große Fangemeinde
So schießen in dem südasiatischen Vielvölkerstaat derzeit Tech-Start-ups wie Pilze aus dem Boden und sorgen dafür, dass der Markt für Elektrofahrzeuge wächst und wächst. Ein Angebot, das immer mehr Inder nur zu gern annehmen. Vor allem, wenn es sich um zwei- oder dreirädrige Elektrofahrzeuge wie Roller, Rikschas oder Mopeds handelt. Diese machen mehr als 90 % der 2,3 Millionen Stromer aus, die in Indien derzeit unterwegs sind.
Die kleinen Dreiräder sind offensichtlich das beliebteste Fortbewegungsmittel Indiens und bleiben es auch. Nur dass sie jetzt eben bevorzugt als Stromer geordert werden. Gut zu erkennen daran, dass fast die Hälfte aller 2022 zugelassenen “Dreiräder” über einen Elektroantrieb verfügte!
Vorteilskombi: Geringe Kosten, viele Ladepunkte
Dazu dürfte unter anderem ein 1,3 Billionen Dollar schweres Förderprogramm der indischen Regierung beigetragen haben, welches die Herstellung und den Kauf von Elektrofahrzeugen großzügig subventioniert. Aber auch die steigenden Kosten für Diesel und Benzin und die günstige Kostenbilanz von Elektrofahrzeugen sorgen dafür, dass immer mehr Inder sich für einen kleinen Stromer entscheiden.
Einer von ihnen ist Balaji Premkumar, ein 25 Jahre alter Auslieferungsfahrer, der seit Anfang des Jahres ein Elektrofahrzeug steuert. Damit ist er zwar noch die Ausnahme, denn an Kreuzungen ist er zumeist von benzinschluckenden Ratter-Rikschas umgeben. Aber Kumar ist überzeugt davon, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis alle auf einen Stromer umsteigen. Denn diese seien einfach günstiger im Unterhalt. So könne er mit einer Akkuladung für 60 Rupien (umgerechnet 0,72 Cent) 80 Kilometer fahren. Um mit einem dieselbetriebenen Mobil ebenso weit zu kommen, müsse er mindestens 300 Rupien ausgeben, also das Fünffache!
Zudem gehe der kleine Stromer so gut wie nie kaputt, so Kumar, und da es an jeder Ecke Ladestationen gebe, habe er auch kein Problem mit der Reichweite. Offensichtlich profitiert Kumar wie viele andere Umsteiger in Indien von dem dichten Netz an Ladepunkten, deren Anzahl sich in den letzten zehn Jahren verzehnfacht hat.
Wechselspiel: Staatlicher Aufwand, private Visionen
Dass sich die Investitionen in die Förderung der E-Mobilität und den Ausbau der Ladeinfrastruktur lohnen, ist an Kumars Zukunftsvisionen gut abzulesen. Diesem ist es längst nicht mehr genug, die elektrische Rikscha seines Arbeitgebers zum Ausliefern nutzen zu können. Nein, er träumt davon, sich ein eigenes kleines Elektrofahrzeug zu kaufen. Vielleicht auch gleich mehrere. Zum Vermieten zum Beispiel.
Bedarf dafür gäbe es sicher genug, denn für die Auslieferung von Waren und den Personentransport werden in Indien bevorzugt kleine zwei- und dreirädrige Fahrzeuge eingesetzt. Je günstiger und schneller diese unterwegs sind, umso besser. Die Bereitschaft, auf E-Fahrzeuge zu setzen und die Mobilitätswende voranzubringen, ist also sowohl auf Seiten der indischen Regierung als auch auf Seiten der Endnutzer vorhanden.
Schwachstellen: Fehlende Rohstoffe, fossiler Strom, unlautere Abbaumethoden
Um auch zukünftig auf Elektrofahrzeuge setzen zu können, bedarf es jedoch ausreichender Vorräte an bestimmten Mineralien, die für die Herstellung der Batterien notwendig sind. Daran allerdings mangelt es im Moment noch.
Ein weiteres Problem, das es langfristig zu lösen gilt, ist die Herkunft des Stromes für den Betrieb der Elektrofahrzeuge. Im Moment werden drei Viertel des Stroms in Indien noch aus fossilen Rohstoffen gewonnen. Zudem sind indische Minenbetreiber wiederholt dafür kritisiert worden, beim Abbau der für die Batterien benötigten Mineralien gegen geltende Richtlinien verstoßen zu haben.
Zukunftspläne: Nachhaltige Methoden, erneuerbare Energien, klimaneutrales Indien
N.C. Thirumalai, vom Center for Study of Science, Technology and Technology mit Sitz in Bengaluru, verlangt deshalb von Minenbetreibern, dass diese zukünftig auf nachhaltige Abbaupraktiken achten.
Was die Umstellung auf „sauberen Strom“ betrifft, zeigt sich Thirumalai optimistisch. Es gäbe umfangreiche Bemühungen bezüglich der Umstellung auf erneuerbare Energien. Indirekte Emissionen von Elektrofahrzeugen dürften sich daher bald reduzieren. Dafür spricht, dass Indien plant bis zum Ende des Jahrzehnts 500 Gigawatt „sauberer Energie“ bereitzustellen. Genug, um 300 Millionen indische Haushalte mit Strom zu versorgen. Zudem hat sich die indische Regierung zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2070 Net-Zero zu erreichen.
Finanzhilfen: Günstige Kredite und Steuererleichterungen
Um die gesetzten Ziele zu verwirklichen, sind jedoch weitere finanzielle Maßnahmen nötig, um noch mehr Menschen den Zugang zu Elektromobilität zu ermöglichen.
Nach Ansicht von Akshima Ghate, Mitarbeiterin einer Non-Profitorganisation für saubere Energie mit Sitz in Neu-Delhi, sind vor allem günstige Kredite und Steuererleichterungen probate Mittel, um die Verkaufszahlen nach oben zu treiben. Denn so hätten auch Geringverdiener die Chance, sich ein klimafreundliches Elektrofahrzeug zuzulegen.
Role Models: zwei- und dreirädrige Stromer, nachhaltige Vorbilder
Zugleich ist Ghate davon überzeugt, dass Indien in Sachen Elektromobilität eine Vorreiterrolle für andere Länder einnehmen könne, die ebenfalls vorrangig auf zwei- und dreirädrige Fahrzeuge setzen, wie z.B. Indonesien, die Philippinen sowie einige afrikanische Länder. Dort könne das indische Vorbild in Sachen E-Mobilität und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen.
Fazit:
Indien ist einer der am schnellsten wachsenden Märkte für Elektrofahrzeuge weltweit. Mehr als 90 % der 2,3 Millionen in Indien zugelassenen Stromer entfallen auf günstigere zwei- oder dreirädrige Mobile, wie Mopeds, E-Roller oder Rikschas. Die indische Regierung unterstützt sowohl die Herstellung als auch den Kauf von Elektrofahrzeugen mit großzügigen Förderungen und arbeitet daran, nachhaltige Energiequellen zu erschließen, um seine Bevölkerung zukünftig mit „sauberer“ Energie zu versorgen und Indien bis zum Jahr 2070 zum sogenannten Net-Zero zu führen.
Hinweis:
Dieser Text beruht inhaltlich zu weiten Teilen auf diesem Artikel: https://qz.com/india-is-one-of-the-worlds-fastest-growing-ev-markets-1850790892
Bild: Screenshot Elektro-Rikscha aus dem oben genannten Artikel von Quarz.
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